Sebastian Berger Sebastian.Berger@uwe.ac.uk
Senior Lecturer in Economics
Von den Sozialkosten zum "Ganzen", oder: Wege in die Poetische Oekonomie
Berger, Sebastian
Authors
Contributors
Sergiusz Kazmierski
Editor
Georg Rechenauer
Editor
Abstract
70 Jahre nach der Veröffentlichung von „The Social Costs of Private Enterprise“ (Kapp 1950) geht der vorliegende Artikel im Jahre 2020 der Frage nach, wie sich die Freundschaft zum Dichter Ernst Wiechert auf Kapps Sozialkostentheorie ausgewirkt hat? Bisher konnte durch Archivfunde der Korrespondenz belegt werden, dass Kapp von Wiecherts Werken im US-amerikanischen Exil beeinflusst wurde und dass er in diesen einen Widerhall der pädagogischen Inhalte fand, die Wiechert ihm als Gymansiallehrer in Königsberg vermittelt hatte. (siehe Berger 2017b) Somit knüpfte Kapp selbst ein geistiges Band zwischen seiner dichterisch-inspirierten Schulzeit und den Werken Wiecherts just in der Schlussphase der Fertigstellung seines Hauptwerkes. Die zentralen Lehren Wiecherts erkennt Kapp vor allem in dessen anti-autoritärer Pädagogik vermittels offener kritischer Debatten, seinem „romantischen“ Naturverständnis und seiner humanistischen Ethik („Minderung menschlichen Leids“). Dies ist laut Kapp kompatibel mit der von ihm favorisierten zentralen Planwirtschaft, die im Gegensatz zur freien Marktwirtschaft menschliches Leid durch Vorbeugung mindern kann. Seine Sozialkostentheorie (Kapp 1950; Berger 2017a) besagt, dass die Wirtschaftsrechnung nach Marktpreisen systematisch Kosten in Form von Schäden an Mensch und Umwelt „sozialisiert“, d.h. auf die Allgemeinheit abwälzt. Vom Standpunkt der Gesellschaft als Ganzes ist dies eine Irrationalität, die laut Kapp aus der rein formalen Rationalität der Rechnung mit monetären Tauschwerten entsteht, zu gesellschaftlichen Schäden aller Art führt, und humanistischen Idealen widerspricht. Deshalb gilt es die Sozialisierung von Kosten durch einen ganzheitlichen Ansatz zu verhindern. Welche Bedeutung hat nun hier der Einfluss Wiecherts? Inwiefern kann Wiecherts dichterisches Verständnis des „Ganzen“ als Hintergrund der Kappschen Konzeption von Sozialkosten angenommen werden? Kapp hat dies so selber wohl aufgrund des wissenschaftlichen Diskurszwanges bzw. -standards nicht explizit gemacht. Dennoch ist Kapps Bekenntnis zu Wiechert an seinem wissenschaftlichem Werk nicht spurlos vorbeigegangen, was z.B. die ethische Übereinstimmung beider belegt. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass er sich einen größeren Einfluss der Dichter auf die Sozialwissenschaften wünschte. Aber auch wenn sich nicht nachweisen lässt, dass Wiecherts „Ganzes“ das Fundament der Sozialkostentheorie Kapps ist, könnte gefragt werden, ob sich in diesen Betrachtungen ein Weg öffnet, die Ökonomie von der Dichtung her zu denken.
Deposit Date | Jan 11, 2021 |
---|---|
Series Title | Elementa Œconomica |
Series Number | 4 |
Book Title | Was ist der Mensch? Geisteswissenschaftliche Entwürfe im Zeitalter des 'homo œconomicus' |
Public URL | https://uwe-repository.worktribe.com/output/6980587 |
Contract Date | Jan 12, 2021 |
You might also like
K. William kapp’s social theory of social costs
(2015)
Journal Article
The Heterodox Theory of Social Costs
(2015)
Book
Can a poetic economy cure evil?: Lessons from the Kapp-Wiechert correspondance
(2020)
Book Chapter
Towards a poetic economics: Studies in Ezra Pound's Poetry with a Hammer
(2018)
Book Chapter
Downloadable Citations
About UWE Bristol Research Repository
Administrator e-mail: repository@uwe.ac.uk
This application uses the following open-source libraries:
SheetJS Community Edition
Apache License Version 2.0 (http://www.apache.org/licenses/)
PDF.js
Apache License Version 2.0 (http://www.apache.org/licenses/)
Font Awesome
SIL OFL 1.1 (http://scripts.sil.org/OFL)
MIT License (http://opensource.org/licenses/mit-license.html)
CC BY 3.0 ( http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/)
Powered by Worktribe © 2024
Advanced Search